Demokratie-Lernen in der Robert-Dannemann Oberschule

Die Fähigkeiten für den Umgang mit Demokratie entstehen nicht im alltäglichen Leben. Die Schule als Institution liefert einige Gelegenheiten des demokratischen Zusammenlebens. So lernen die Schüler Demokratie im Schulleben, z. B. durch die Schülervertretungen oder durch die Streitschlichtung. Aber auch im Unterricht wird durch Unterrichtsstile und Verkehrsformen oder durch die Mitwirkung der Schüler bei der Unterrichtsplanung Demokratie praktiziert. Junge Menschen sollen dadurch ein positives Verhältnis zur demokratischen Gesellschaftsordnung entwickeln. Sie sollen im Rahmen eines demokratischen Meinungsstreits eigene Standpunkte einnehmen und selbst Verantwortung dafür übernehmen.

Abstrakte Kenntnisse durch Buchwissen oder Arbeitsblätter können durchaus Spielregeln des demokratischen Staates vermitteln. Sie haben allerdings den Nachteil, dass Politik manchmal als undurchschaubarer und abgeschotteter Apparat wahrgenommen wird. Die direkte Begegnung von Schülern mit Mandatsträgern der demokratischen Parteien verringert die Lebensferne von Politik. Die Schüler können nachvollziehen, wie sich Meinungsbildungen vollziehen oder Entscheidungsprozesse ablaufen. Sie erleben dadurch, welche Interessen dabei einfließen und welche Rolle die demokratischen Parteien in diesem Prozess wahrnehmen.

Die Kommunalwahl in Westerstede war für die Schüler der zehnten Klassen ein eher unwichtiges Ereignis. Dieser Umstand hat sich dadurch geändert, dass wir zusammen mit der Stadtverwaltung eine Informationsveranstaltung durchgeführt haben. Hierbei wurden alle Schüler über ihre demokratischen Möglichkeiten, nämlich der Wahl, durch Frau Wetenkamp von der Verwaltung der Stadt Westerstede informiert. Sie hat ihnen den Ablauf der Kommunalwahl gezeigt. Auch zwei Mitglieder des Jugendbeirates der Stadt erzählten kurz von ihren Tätigkeiten.

In der Woche vorher hatten sich die Klassen mit Vertretern der demokratischen Parteien getroffen, um mit diesen ein Interview zu führen. Hierbei wurden Fragen z. B. über die Förderung der Feuerwehr, über die Sanierung der Schulgebäude oder des Straßennetzes, über den Lehrermangel oder die Zukunft der Oberschule, über die Verbesserung der Verkehrsanbindung, über die Freizeitmöglichkeiten von Jugendlichen und über die Integration der Flüchtlinge gestellt. Die Ergebnisse präsentierten Vertreter der Klassen gemeinsam. So konnten sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Aussagen der Parteien erkennen und bewerten.

Am Abschluss der Veranstaltung führten wir eine Probewahl durch. Hierbei erhielten alle Schüler einen Wahlzettel und sollten drei Kreuze für ihre Partei machen. Das Ergebnis fiel folgendermaßen aus:

Die CDU erhielt 89 Stimmen, die Grünen 51, die SPD 28, die FDP 24, die UWG 22 und die Einzelkandidatin 1 Stimme. Die Wahlbeteiligung lag bei 57%. Die 34 Sitze im Stadtrat würden sich aufgrund dieser RDS-Wahl wie folgt verteilen: CDU 14, Grüne 8, SPD 4, FDP 4, UWG 4 und die Einzelkandidatin würde keinen Sitz bekommen.

Parteien
Stimmen (215) Sitze (34)
CDU 89 14
Grüne 51 8
SPD 28 4
FDP 24 4
UWG 22 4
Einzelperson 1 -

Das Ergebnis ist Ausdruck der Einstellungen unserer Schüler der 10. Klassen. Die Kollegen der Verwaltung der Stadt Westerstede und die Lehrer der RDS haben dazu beigetragen, dass sie offen sind für die Begegnung mit Mandatsträgern der demokratischen Parteien. Dadurch wurde die Distanz zu den demokratischen Entscheidungsprozessen ein wenig verringert und vielleicht Schüler interessiert, sich am gesellschaftlichen Geschehen über den Schulunterricht hinaus zu beteiligen.

Bedanken müssen wir uns bei den demokratischen Parteien, die der RDS jede Unterstützung gegeben haben. Auch ohne Mithilfe der Verwaltung der Stadt Westerstede wäre diese Aktion nicht möglich gewesen. Es soll noch darauf hingewiesen werden, dass die Stadtverwaltung eine Ausstellung über die Wahlen in Westerstede von 1946 bis heute entworfen hat. Sie ist sehr interessant anzusehen und im Rahmen der Öffnungszeiten des Rathauses zu besuchen.

                                                                                                                                     Michael Hemken

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